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Konfliktfähiges Führen: Wie Führungskräfte echte Transformation und bessere Beziehungen im Team schaffen

Konfliktfähiges Führen ist nicht nur ein Modewort. Es ist die Fähigkeit, Konflikte produktiv zu nutzen, Beziehungen im Team zu stabilisieren und damit die Qualität der Ergebnisse nachhaltig zu verbessern. In diesem Artikel teilt Jörg Kundrath seine Erfahrungen aus der Zeit als Gründer, Unternehmer und heute als Begleiter von Führungskräften und Organisationen. Jörg erklärt, warum konfliktfähiges Führen so wichtig ist, welche inneren Haltungen und konkreten Werkzeuge den Unterschied machen, und wie Sie sofort damit beginnen können, Ihre Führung wirksamer und menschlicher zu gestalten.

Video-Talk mit Jörg Kundrath

Warum konfliktfähiges Führen jetzt zählt 🎯

Wir leben in Zeiten, in denen sich Märkte, Erwartungen und Arbeitsformen rasant verändern. Die klassische Hierarchie hat an Wirkung verloren, und zugleich ist die Erwartung an Führungskräfte gestiegen: Ergebnisse liefern und zugleich eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der Menschen gerne bleiben. Genau hier setzt konfliktfähiges Führen an. Wer diese Fähigkeit besitzt oder entwickelt, kann Konflikte nicht nur entschärfen, sondern sie als Motor für Klarheit, Verantwortung und Innovation nutzen.

Als Unternehmer hat er erlebt, wie ein schnell wachsendes Unternehmen zwar Umsatzrekorde schreibt, aber die eigene Seele verliert, weil sich Führung nur auf Zahlen konzentriert. Nach einer persönlichen Krise habe ich gelernt: wahrer Erfolg beginnt nicht auf dem Konto, sondern bei dir selbst. Das gilt auch für Führung. Konfliktfähiges Führen beginnt bei der eigenen Haltung.

Inhalt

Von E-Commerce zu Führungskräfteentwicklung 🧭

2011 wurde KAVAJ gegründet und sie waren in Deutschland Pioniere im Aufbau einer Marke auf Amazon. Sie haben binnen Monaten skaliert, in Europa, den USA und Asien verkauft und über 100.000 Bestellungen pro Jahr gehabt. Das Wachstum fühlte sich nach außen hin wie ein Erfolg an. Intern war Jörgs Frage eine andere: Macht mich das glücklich? Macht es mein Leben besser?

2014 veränderte sich sein Leben radikal: Drei Wochen nach der Geburt seines ersten Kindes wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Dazu kamen chronische Erkrankungen, die ihm über Jahre gezeigt haben, wie fragil Gesundheit und Beziehungen sind. Das war der Punkt, an dem er begann, anders zu denken. Jörg suchte nicht mehr nur nach Wachstum, sondern nach Sinn, Balance und einer Führung, die Menschen stärkt statt ausbrennt.

Vom Produktverkauf zur Menschenarbeit

  • Aus reiner Skalierbarkeit wurde ein Bedürfnis nach Wirkung.
  • Die Frage war nicht mehr nur „Wie verkaufen wir mehr?“, sondern „Wie gestalten wir gute Beziehungen und gesunde Führung?“
  • 2019 verkaufte ich Kawai und gründete Mindset Movers, um Führungskräfte zu begleiten.

Konfliktfähiges Führen wurde für ihn zum zentralen Hebel: Wenn Führungskräfte Konflikte nicht scheuen, entstehen Klarheit, bessere Vereinbarungen und stabile Beziehungen — und damit bessere Ergebnisse.

Was konfliktfähiges Führen konkret bewirkt 💡

Häufig wird Führung als etwas angesehen, das nur Aufgabe, Kontrolle und Entscheidungen bedeutet. Das greift zu kurz. Konfliktfähiges Führen verändert vier zentrale Bereiche:

  • Beziehungen: Es schafft Vertrauen, weil Probleme angesprochen und nicht weggeschoben werden.
  • Verbindlichkeit: Durch klare Vereinbarungen und echtes Nachhalten entsteht Zuverlässigkeit.
  • Effizienz: Konflikte konstruktiv zu lösen spart Zeit, Energie und vermeidet Fluktuation.
  • Innovation: Kontroversen, richtig geführt, erhöhen die Bandbreite an Lösungen.

Beispiel: Der Unterschied zwischen „Schuld“ und „Verantwortung“

In vielen Organisationen herrscht unter der Oberfläche ein Schuldmodell: Wenn etwas schiefgeht, wird nach einem Schuldigen gesucht. Das lähmt. Ein verantwortungsorientiertes Modell fragt: Was ist geschehen? Wie reagieren wir gemeinsam? Wer trägt welche Rolle? Das erlaubt, Fehler offen anzusprechen und als Lernchance zu nutzen. Konfliktfähiges Führen verlagert die Energie von Schuldzuweisung hin zu konstruktiver Lösungssuche.

Konfliktfähiges Führen in drei konkreten Schritten 🔧

Konfliktfähiges Führen ist trainierbar. Es ist nicht nur ein Teil von Persönlichkeit; es ist eine Reihe von Gewohnheiten und Entscheidungen. Hier sind drei sofort umsetzbare Schritte, die Sie heute noch anwenden können.

1. Beginnen Sie Gespräche mit einer klaren Absicht

Bevor Sie in ein schwieriges Gespräch gehen, fragen Sie sich: Was ist meine Absicht? Worum geht es mir wirklich? Eine klare Absicht reduziert Verwirrung und lässt den anderen wissen, mit welchem Blick Sie das Gespräch führen. Beispiele:

  • Bei einer Gehaltsdiskussion: „Meine Absicht ist, dass wir mittel- und langfristig sinnvoll zusammenarbeiten.“
  • Bei einem Konflikt: „Meine Absicht ist, ein entspanntes, produktives Verhältnis zu schaffen.“

Wenn beide Seiten die Absicht kennen, kann das Gespräch in konstruktivere Bahnen gelenkt werden.

2. Schließen Sie Gespräche mit konkreten Vereinbarungen

Wünsche sind keine Anweisungen. Vereinbarungen schaffen Verbindlichkeit. Statt „ich wünsche mir, dass du pünktlich bist“ sagen Sie: „Können wir vereinbaren, dass du montags bis 9 Uhr die Berichte lieferst?“ Und holen Sie ein klares Ja ein. Dieses Ja ist kein symbolischer Akt — es ist die Grundlage für späteres Nachhalten.

  • Vereinbarungen sichtbar machen und dokumentieren.
  • Bei Nichteinhaltung frühzeitig nachfragen: „Was war los?“ anstatt sofort zu sanktionieren.

3. Fangen Sie bei sich selbst an: Selbstführung als Basis

Konfliktfähiges Führen beginnt mit Selbstführung. Das bedeutet:

  • Verantwortung übernehmen: Nicht alles ist Ihre Schuld, aber Sie sind immer mitverantwortlich für das, was im Team passiert.
  • Wort halten oder transparente Kommunikation, wenn Sie Wort nicht halten können.
  • Emotionen regulieren: In hitzigen Situationen kühlen Kopf bewahren und Klarheit schaffen.

Wenn Sie Selbstführung kultivieren, wird es leichter, andere souverän durch Konflikte zu führen.

Podcast-Folge mit Jörg Kundrath

Warum Kulturwandel mehr als Methoden ist 🔍

Viele Unternehmen führen Tools, Formate oder Workshops ein und wundern sich, dass nichts passiert. Das passiert, weil Kulturwandel eine Haltungsfrage ist. Methoden helfen — aber nur, wenn die Haltung stimmt. Top-Führungskräfte müssen nicht nur plötzlich etwas Neues sagen, sie müssen es auch leben.

Haltung vs. Methode

Methoden ohne Haltung sind wie Rezepte ohne Zutaten. Sie sehen gut aus, aber es fehlt Substanz. Eine Kultur, die konfliktfähiges Führen will, braucht:

  • Verbindliche Signale von oben: Leadership, die konsequent Offenheit fordert.
  • Strukturen, die Transparenz und Feedback erleichtern.
  • Räume für Reflexion und ehrliches Feedback.

Wenn die oberste Führung nicht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, bleiben selbst die besten Tools wirkungslos. Konfliktfähiges Führen verlangt, dass Entscheider ihre eigenen Befindlichkeiten hinterfragen und aktiv mit Unsicherheiten umgehen.

Wie Sie den Ist-Stand Ihrer Kultur erkennen 🕵️‍♂️

Viele Organisationen leben in einer Blackbox: Sie haben keine belastbaren Mechanismen, um zu wissen, wie die Feedback-Kultur, Mitarbeiterstimmung oder Konfliktbereitschaft wirklich ist. Hier sind diagnostische Schritte, die helfen, den Ist-Stand zu entdecken:

  • Regelmäßige, anonyme Mitarbeiterbefragungen mit differenzierten Fragen zu Konfliktkultur und Feedback.
  • Konkrete Interviews mit Mitarbeitenden über konkrete Situationen, nicht nur Meinungen.
  • Analyse von Fluktuationsgründen und Austrittsgesprächen.
  • Beobachtung: Wie werden Konflikte in Meetings angesprochen? Wer spricht, wer schweigt?

Wichtig ist: Ergebnisse sind nur der Startpunkt. Entscheidend ist, wie Sie die Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen übersetzen und wer die Verantwortung übernimmt.

Was Führungskräfte oft stoppt 😶

Warum scheuen sich Führungskräfte davor, in Konflikte zu gehen? Die Gründe sind oft tief verankert:

  • Angst vor Ablehnung: Viele möchten gemocht werden und schrecken vor kritischen Gesprächen zurück.
  • Unsicherheit über eigene Kompetenz: Was passiert, wenn ich eine klare Position einnehme und es schiefgeht?
  • Angst vor Eskalation: Die Sorge, Konflikte könnten außer Kontrolle geraten.
  • Unklarheit in der Kommunikation: Führungskräfte wissen nicht, wie sie Klarheit und Wertschätzung gleichzeitig vermitteln.

Konfliktfähiges Führen bedeutet nicht, konfliktsüchtig zu sein. Es bedeutet, die eigene Angst zu erkennen, transparent zu sein und eine Kultur zu schaffen, in der Konflikte nicht mit Persönlichkeitsangriffen gleichgesetzt werden.

Konsequenzen: Was passiert, wenn Konfliktfähigkeit weniger wird? 🚀

Wenn konfliktfähiges Führen fehlt, sind die Folgen schnell sichtbar:

  • Fluktuation steigt; Führung ist einer der Top-Gründe für Kündigungen.
  • Wichtige Fragen bleiben unausgesprochen; Entscheidungen basieren auf Annahmen.
  • Fehler werden vertuscht oder führen zu Schuldzuweisungen statt zu Verbesserungen.

Wenn hingegen konfliktfähiges Führen gelebt wird, verändert sich die Energie:

  • Teams sind resilienter; Probleme werden früher erkannt.
  • Vertrauen wächst; Menschen sprechen offene Punkte an.
  • Ergebnisse werden planbar besser, weil weniger Energie in verdeckten Konflikten gebunden ist.

Werkzeuge und Routinen für konfliktfähige Führung 🛠️

Konfliktfähiges Führen braucht Routinen und Werkzeuge. Hier einige, die sich in der Praxis bewährt haben:

Regel 1: Vereinbarungen sichtbar machen

  • Am Ende jedes wichtigen Gesprächs: eine schriftliche Vereinbarung (kurze E-Mail, Ticket, Update im System).
  • Verantwortlichkeiten klar zuordnen.

Regel 2: Kritikregeln einführen

  • Keine Schuldzuweisung, sondern Problembeschreibung.
  • Konkrete Vorschläge für Lösungen.

Regel 3: Retrospektiven und Lernräume

  • Regelmäßige Nachbesprechungen von Projekten: Was lief gut, was können wir verbessern?
  • Fokus auf Lernen statt auf Bestrafung.

Regel 4: Feedbacktrainings

  • Übungen für klare Kommunikation und aktives Zuhören.
  • Rollenspiele für schwierige Gespräche.

Führungskräfteentwicklung: Der Hebel für Produktivität und Kultur 📈

Investitionen in Leadership-Trainings sind oft unterschätzt. Führungskräfte verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit Konflikten. Wenn diese Konflikte effizienter bearbeitet werden, entsteht viel Raum für Produktivität. Konfliktfähiges Führen ist deshalb ein strategischer Hebel: Es senkt Fluktuation, reduziert verlorene Zeit und fördert bessere Entscheidungen.

Unternehmen, die in Führung investieren, sehen oft schnelle Rückkopplungen: Mitarbeiterengagement steigt, Führung ist klarer, und Teams arbeiten effektiver zusammen. Der Schlüssel ist nicht nur die Ausbildung, sondern die fortlaufende Begleitung und das Nachhalten neuer Gewohnheiten.

Integration in die Organisation: Von der Spitze bis zur Basis 🌐

Kultur wird top-down getrieben, aber bottom-up gelebt. Das heißt: Die Unternehmensleitung muss Haltung zeigen und konfliktfähiges Führen vorleben. Gleichzeitig brauchen Teams Räume, in denen das Neue ausprobiert wird. Ein integrierter Ansatz umfasst:

  • Lead-by-Example: Führungskräfte, die Konflikte offen und wertschätzend führen.
  • Trainings und Coaching für mittlere Führungskräfte.
  • Mechanismen zur Messung von Kultur und Fortschritt.
  • Belohnungssysteme, die Verantwortungsübernahme honorieren.

Häufige Fehler bei Kulturprojekten ⚠️

Wenn Sie Kultur verändern wollen, vermeiden Sie folgende Fehler:

  • Nur Methoden einführen ohne Verhaltensänderung einzufordern.
  • Leadership nicht einzubinden oder nur symbolische Gesten zu senden.
  • Keine klare Messung oder kein Nachhalten der Vereinbarungen.
  • Fehlende Zeitfenster für Reflexion und echtes Üben.

Konfliktfähiges Führen gelingt, wenn Sie systematisch arbeiten: Haltung, Werkzeug, Training und Messung in Kombination.

Jörgs drei konkreten Tipps für Führungskräfte heute 📘

Wenn Sie nur drei Dinge sofort umsetzen wollen, dann beginnen Sie hier:

  1. Starten Sie jedes schwierige Gespräch mit einer klaren Absicht.
  2. Beenden Sie jedes Gespräch mit einer konkreten Vereinbarung und holen Sie ein klares Ja ein.
  3. Pflegen Sie Selbstführung: Seien Sie verantwortlich, halten Sie Ihr Wort oder kommunizieren Sie transparent, wenn sich das ändern muss.

❓ FAQ

Was genau bedeutet konfliktfähiges Führen?

Konfliktfähiges Führen bedeutet, Konflikte nicht zu vermeiden, sondern sie bewusst und konstruktiv zu nutzen. Es umfasst die Fähigkeit, Probleme offen anzusprechen, klare Vereinbarungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Ziel ist es, Beziehungen zu stabilisieren und bessere Ergebnisse zu erzielen.

Wie erkenne ich, ob mein Unternehmen konfliktfähiges Führen braucht?

Typische Indikatoren sind hohe Fluktuation, unausgesprochene Probleme, eine Kultur der Schuldzuweisung, unklare Erwartungen und häufige Missverständnisse. Wenn Gespräche oft emotional eskalieren oder gar nicht stattfinden, ist das ein deutliches Signal.

Wie beginne ich als einzelne Führungskraft mit konfliktfähigem Führen?

Starten Sie bei sich: Klären Sie Ihre eigene Absicht für Gespräche, üben Sie, klare Vereinbarungen zu treffen und halten Sie Ihr Wort. Nutzen Sie außerdem regelmässige Retros und holen Sie Feedback ein. Kleine Schritte, konsequent umgesetzt, führen zu sichtbaren Veränderungen.

Kann man konfliktfähiges Führen messen?

Ja. Mögliche Messgrößen sind Mitarbeiterzufriedenheit, Fluktuationsrate, Anzahl eskalierter Konflikte, Ergebnisse von 360-Grad-Feedbacks und qualitative Interviews. Wichtig ist, die Messungen regelmäßig durchzuführen und daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten.

Was tun, wenn meine oberste Führung nicht mitzieht?

Dann arbeiten Sie am kleineren Ende: Starten Sie mit Ihrem Team, zeigen Sie Erfolge und dokumentieren Sie die Verbesserungen. Erfolge auf Team-Ebene können helfen, Skepsis bei der obersten Führung abzubauen. Parallel sollten Sie klar kommunizieren, warum konfliktfähiges Führen strategisch relevant ist.

Abschluss: Warum Ihre Reise zu konfliktfähigem Führen beginnt, wenn Sie handeln 🔚

Konfliktfähiges Führen ist kein Add-on. Es ist ein zentraler Bestandteil moderner Leadership. Es verlangt Mut, Selbstreflexion und die Bereitschaft, Dinge offen auf den Tisch zu legen. Die Belohnung ist hoch: stabilere Beziehungen, bessere Ergebnisse und eine Kultur, in der Menschen Verantwortung übernehmen statt Angst zu haben.

Wenn Sie heute einen Schritt machen möchten, beginnen Sie mit einem Gespräch: Formulieren Sie Ihre Absicht, holen Sie ein verbindliches Ja für eine konkrete Vereinbarung und reflektieren Sie anschließend, was gut lief und was Sie beim nächsten Mal anders machen wollen. So bauen Sie schrittweise konfliktfähige Führung in Ihrem Alltag auf.

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